Dienstag, 7. Juni 2016

Das zufällige Leben des Homer Idlewilde

Homer gehört zu den Menschen, die im Leben scheinbar nichts geleistet haben. Er ist ein Vagabund, der weder einen Job noch ein Heim hat und der sich mit seinem besten Freund eine komische Aktion nach der anderen leistet.

Doch als er eines Nachts eine Sternschnuppe sieht und sich wünscht, einmal im Leben etwas Großes zu leisten, scheint sich alles zu verändern. Seine Freundin, eine Prostituierte, ist schwanger, er entlarvt Umweltsünder und bekommt daraufhin eine Stelle als Förster. Doch kann er das alles halten? Und wie wird sich Homer in die normale Welt einreihen, die sich an Regeln und Gesetze hält?


Der Protagonist Homer Idlewilde ist alles, aber nicht langweilig. Er verkörpert so ziemlich jede Emotion, die einen Menschen im Leben einmal ereilt: Freude und Leid, Ärger, Zuversicht und Zweifel. Aufgewachsen als Landstreicher hat er nur eine Handvoll Freunde, die mit ihm so richtig zurecht kommen. Er scheint also als ein ganz normaler Typ, der nicht zu abgehoben ist und die ganz normalen Alltagsprobleme mit sich rumschleppt. Ich fand ihn gleich sympathisch, als er in der Wäschetrommel aufwachte und von da an seine Geschichte seinen Lauf nahm. Wahrscheinlich deshalb, weil genau so etwas mir auch passieren könnte ;)

Die Story selbst ist nicht zu übertrieben. Klar passieren viele Dinge auf einmal, aber sie stehen alle in einem direkten Zusammenhang und unterliegen dadurch einer Logik. Meine Lieblingspassage im Buch beschreibt Homer, wie er das Auto des Journalisten entwendet, obwohl er keinen Führerschein hat. Die Beschreibung, wie er sich hinters Steuer klemmt und versucht, mit dem Auto davon zu kommen, ist einfach genial. Man kann sich bildlich vorstellen, wie hilflos er sich fühlt und dennoch ist man sich im gleichen Moment sicher, dass ihm nichts passieren wird. Doch auch die Besteigung eines Berges, um Duncan den letzten Dienst zu erweisen, ist einfach wunderschön beschrieben.

Ebenfalls gefällt mir die Beschreibung der anderen Charaktere. Egal ob die Prostituierte Orphelia, seine Verlobte, oder sein etwas einfältiger bester Freund Elijah, der von seiner eigenen Schmiede träumt. Der Autor Apperry schafft es, einen tollen Charakter-Kosmos aufzubauen, der auch authentisch ist. Die Leute wirken echt, ehrlich und dadurch absolut liebenswürdig. Vor allem Duncan, der Schrottplatzbewohner, hat es mir angetan. Seine Sichtweise auf das Leben - niemand bestimmt über den eigenen Lebensweg als man selbst - hat mich absolut berührt und mir gezeigt, dass es auch einen anderen Weg gibt, als den, der in konventionellen Bahnen verläuft.

Alles in allem kann man sagen, das Buch ist eine abgewandelte Form von Hans im Glück.

Das zufällige Leben des Homer Idlewilde - Yann Apperry
Taschenbuch: 390 Seiten
Aufbau Verlag, Berlin. 2005
ISBN: 978-3-3510-3050-6

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