Montag, 25. Mai 2015

Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry

Harold Fry ist seit ein paar Monaten Pensionär. Seine Frau Maureen und er leben schon seit vielen Jahren nur noch nebenher und haben sich nichts mehr zu sagen. Eines Tages kommt ein Brief ins Hause Fry geflattert, der das Leben beider Menschen verändern soll. Queenie, Harolds ehemalige Kollegin, liegt mit Krebs im Krankenhaus in Berwick upon Tweed. Harold entscheidet sich, nach kleinen inneren Debatten, dass eine kurze Rückantwort nicht reicht und er Queenie besuchen muss. So macht er sich also von Kingsbridge zu Fuß auf, um das Unmögliche zu tun. Auf seinem Weg begegnet er vielen Menschen, die alle selber verschiedene Schicksale haben und schöpft immer wieder Mut, um weiter zu laufen. Sein Glaube, dass Queenie auf ihn warten wird, beflügelt ihn auch an schlechten Tagen immer wieder. Doch wird er es tatsächlich schaffen? Und wird Queenie warten oder ist der Krebs am Ende doch stärker?

Dieser Roman hat meine Sichtweise auf das Leben an die richtige Stelle gerückt. Wie schafft es ein pensionierter Mensch, der nur noch seinem normalen Alltagstrott folgt, sich zu so einer anstrengenden und nervenaufreibenden Reise über 700 Kilometer aufzumachen, nur mit Segelschuhen gesohlt? Das Buch zeigt, dass der Glaube an eine höhere Sache und an sich selbst für das menschliche Dasein ungemein wichtig sind. Nur so kann man den sprichwörtlichen Fuß von den anderen setzen. Harold Fry und sein Vorhaben sind eine einzige Metapher dafür, dass Menschen immer nach etwas streben sollten, um durchs Leben zu kommen und vor allem nicht das Leben an sich vorbei ziehen zu lassen.

Ich habe Tränen verdrückt, herzlich gelacht und immer wieder zustimmend genickt. Das Buch trifft den Nagel einfach auf den Kopf...ein absolut geniales Leseerlebnis. Ich habe mir vorgenommen, mehr wie Harold Fry zu leben und immer nach dem Unmöglichen zu greifen.

Auch wenn ein paar Übersetzungen ins Deutsche unbeholfen wirkten, konnte ich darüber hinwegsehen und das Buch in vollen Zügen genießen.

Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry - Rachel Joyce
Taschenbuch: 384 Seiten
Verlag: S. Fischer Verlag, Frankfurt a. Main. Mai 2012
ISBN: 978-3-8105-1079-2

Samstag, 16. Mai 2015

Darkly Dreaming Dexter

Dexter Morgan ist Blutspurenanalyst in Miami. Immer zuvorkommend und nett. Für die Menschen in seiner Umgebung lebt er ein unauffälliges und eintöniges Leben. Doch hinter seiner Maskerade steckt ein Killer, der nachts all die Gauner und Verbrecher zur Rechenschaft zieht, die durch das Raster des Gesetzes fallen. Nach einem traumatischen Ereignis in Dexters Kindheit hat sein Adoptivvater von eben dieser "Begabung" erfahren und bereits frühzeitig eben dieses Verlangen, Lebewesen zu töten, kanalisiert. Die Regel ist denkbar einfach: Keine Unschuldigen töten.
So lebt Dexter sein Leben in Miami, tags arbeitet er bei der Polizei, nachts geht er auf Verbrecherjagd. Doch als ein zweiter Serienkiller in der Stadt ist, ist Dexter in der Klemme. Hilft er seiner Schwester Deborah, die auch bei der Polizei arbeitet, den Killer zu fassen oder versucht er sich selbst mit ihm zu messen? Er ist hin und her gerissen, seine Gedanken schwirren um Fragmente seiner Vergangenheit und die Gegenwart.
Als sich herausstellt, dass der zweite Serienkiller Dexters Bruder ist, spitzt sich die Sache zu. Denn Brian will sich und Dexter als Familie und Serienkiller vereinen. Doch Dexter hat ja auch seine Schwester Deborah, die für ihn seine eigentliche Familie ist. Wird Brian es schaffen, Dexter komplett auf die dunkle Seite zu ziehen?

Ich habe die Serie gesehen und ich muss sagen: WOW! Das Buch ist noch ein klein wenig rücksichtsloser und blutiger als die Serie es zu sein vermag. Sehr gut finde ich die inneren Monologe, die Dexter immer wieder führt. So erfährt man, was in einem verkorksten Menschen wie Dexter vorgeht. Er spricht innerlich immer wieder mit Harry, seinem Adoptivvater, und versucht seinen Kodex einzuhalten. Doch das Leben spielt nun mal immer anders mit und so kommen Dexters Regeln immer wieder ins Wanken. Jeff Lindsay hat es sehr gut geschafft, eine düstere Atmosphäre aufzubauen und hält sie das ganze Buch lang aufrecht. Die einzelnen Sätze strotzen nur so von Dramatik und so konnte ich das Buch kaum weglegen. Bin gespannt auf das zweite Buch. Wenn ich es in die Finger bekomme, dann wird es sofort gelesen.

Darkly Dreaming Dexter - Jeff Lindsay
Taschenbuch: 288 Seiten
Verlag: Orion House Ltd, London. Juli 2005
ISBN: 978-0-7528-6574-4

Freitag, 15. Mai 2015

Dead Shot

Cover des eBooks
Nach einem professionell ausgeführten Attentat auf einen irakischen Chemiker wird der für tot erklärte Sniper Kyle Swanson auf den Plan gerufen. Mit seiner Einheit "Trident" soll er der Sache auf den Grund gehen, den möglichen Attentäter ausfindig machen und einen möglichen chemischen Anschlag verhindern. Ein Auflärungsauftrag in den Iran führt ihn und sein Team direkt zum Palast des Todes. Währenddessen hecken Juba (ein hochdekorierter Sniper, der die Ungläubigen töten will) und Saladin (sein geistlicher Vater) einen Anschlag mit einem neu entwickelten Giftgas aus. Ziel ist London und die königliche Hochzeit. Nun müssen Kyle und sein Team die Puzzle-Teile zusammenfügen und erkennen, dass das Attentat und der Giftgas-Anschlag in London zusammen gehören. Da Juba und Saladin eine Auktion um den Kauf der Formel eröffnet haben, muss die Task Force Trident schnell handeln, um einen weiteren Anschlag zu verhindern. Nur ein kleine, scheinbar unwichtige Tat von Juba zeigt Kyle den richtigen Weg und so wird schnell klar, wen die Task Force verfolgen muss. Leider müssen sie mit ansehen, wie Juba einen noch größeren Anschlag mit 4.000 Opfern in San Francisco durchführt. Doch dieser Tiefschlag ist vor allem für Kyle noch mehr Grund, den Terroristen zu verfolgen und zu töten. In Tikrit, Irak, kommt es zum Showdown, nicht nur zwischen den Snipern sondern auch zwischen dem amerikanischen Militär und einem irakischen Militärführer. Wer wird gewinnen? Wird Kyle an die Formel kommen?

Ich bin absolut hin und weg von Kyle Swanson. Ein absoluter Badass Marine, der durch die Hölle gegangen ist und nun undercover alle Aufträge erledigt, die auf offiziellem Weg nicht durchgeführt werden können. Doch was vielleicht im ersten Moment nach einem Söldner klingt, ist ganz anders. Denn Kyle ist für sein Land zum Schein gestorben und leitet nun eine Special Force Einheit, die nur aus den besten der Besten besteht. Was mich am meisten erstaunt ist, dass Kyle Swanson so verdammt vielschichtig ist. Nicht nur ein bloßer Sniper, Schläger oder Haudrauf. Er hat Gefühle, die er seit langer Zeit versucht, zu unterdrücken. Seine Vergangenheit hat ihn abgestumpft und gleichzeitig zum perfekten Mann für diesen Job gemacht.
Und dann ist da Juba...man kann einen Terroristen nicht mögen, oder? Aber in diesem Fall muss ich sagen, ist gelungen, wie Juba die Sache angeht und welche Gedanken er hat. Es ist faszinierend zu lesen, wie ein möglicher Fanatiker ticken könnte und was in den Minuten und Sekunden vor einer neuen Tat in seinem Kopf vorgeht. Auch wenn vieles davon Spekulation ist, so kann man sich doch ein Bild von dieser Thematik verschaffen.

Genial finde ich die Darstellung der verschiedenen Handlungsorte. So zeigt sich, dass Terrorismus und dessen Bekämpfung nicht bloß an einem Ort stattfindet. Ein Netz von Taten und Gedanken wird gesponnen und die vielen Akteure werden wahrgenommen und in die Handlung eingebaut. Der Sprung von einem Ort zum anderen zeigte auch,  welche Mechanismen wirken und wie sich Held und Bösewicht in das gesamte Gefüge einbringen.


Dead Shot - Jack Coughlin, Donald A. Davis
Taschenbuch: 400 Seiten
Verlag: Bastei Lübbe, Köln. Mai 2012
ISBN: 978-3-8715-377

Samstag, 2. Mai 2015

Die Entdeckung der Unendlichkeit

Quelle: www.moviepilot.de
Stephen Hawking zählt heute zu den wichtigsten Persönlichkeiten in der theoretischen Physik und der Astrophysik. Doch wie ist aus ihm das geworden, was er heute ist? Schauen wir auf seine frühen Jahre zurück, wird schnell klar, warum er zu dem Menschen geworden ist.

Im Cambridge College gehört Hawking zu den begabteren Studenten, der mühelos schwierige bis scheinbar unlösbare Fragestellungen beantworten kann. Schon hier wird sein Talent und sein Weitsinn erkannt. Bei einer Party lernt er Jane kennen, die nicht nur Sprachen studiert, sondern auch bekennende Christin ist und an Gott glaubt. Obwohl die beiden unterschiedlicher nicht sein könnten, werden sie ein Paar. Nach einem Sturz wird bei Hawking eine Motoneuron-Erkrankung festgestellt, die seinen Körper nach und nach langsam verfallen lässt. Der Arzt bescheinigt ihm eine Lebenserwartung von zwei Jahren.

Obwohl Hawking sich zurückziehen will, bleiben Jane und seine Freunde an seiner Seite und unterstützen ihn. Sie motivieren ihn für seine Doktorarbeit, geben ihm ein Leben und ein Zuhause und bringen ihn immer wieder zum lachen. Doch leider verändern sich Personen in einem Leben. Auch Hawking und seine Frau müssen das erkennen, denn das Schicksal zerrt an ihrem Nervenkostüm. Während sich Jane zu ihrem Chorleiter Jonathan hingezogen fühlt, schwebt Hawking auf seiner Erfolgswolke. Auch nach der Lungenentzündung, die ihm nun vollständig das Sprechen versagt, ist Hawking voller Tatendrang. Mittels eines Sprachcomputers kann er sich weiterhin verständigen und schreibt nach und nach sein Werk "Eine kurze Geschichte der Zeit".

Der Film basiert auf den Memoiren von Jane Hawking, die ihr Leben mit dem bekannten Physiker teilweise verbrachte. Es wird vor allem auf seine persönlichen Beziehungen, seine Charakterbildung und seine Karriere eingegangen. Ein absolut gelungener Film mit wunderbaren Schauspielern. Ich war begeistert von der Darstellung von Stephen und Jane Hawking. Man kann erkennen, wie besorgt Jane war und wie sehr sie ein Leben mit Stephen Hawking wollte. Beeindruckend stellte die Schauspielerin Felicity Jones Hawkings Frau vor allem in den schweren Zeiten dar. Man konnte es richtig spüren, wie das Leben sie innerlich zerreißt, sie sich aber Stephen Hawking gegenüber loyal verhalten möchte. Eddie Redmayne hingegen war für mich der herausstechende Schauspieler. Eine Meisterleistung, wie er in die Rolle schlüpfte und Hawking verkörperte. Es muss schwer gewesen sein, sich nicht nur mental auf eine Rolle einzulassen, sondern auch physisch den Part zu spielen. Dazu kann ich nur sagen: Hut ab! Kein Wunder, dass er den Oscar bekommen hat :)

Die Entdeckung der Unendlichkeit
Produktionsland: UK, 2014
Länge: 123 Minuten
Altersfreigabe: 0
Regie: James Marsh

Freitag, 1. Mai 2015

Meine Auswahl der Spiegel-Bestseller-Liste 18/2015

Ich werde ab jetzt bei jeder Ausgabe der Spiegel Bestseller-Listen ein paar Bücher raussuchen, die ich in Zukunft auf jeden Fall noch lesen möchte.
  • Jussi Adler-Olsen: Verheißung
  • Dörte Hansen: Altes Land
  • Udo Ulfkotte: Gekaufte Journalisten
  • Ferdinand von Schirach: Die Würde ist antastbar

Der Schieber

Nach den Ereignissen um den Trümmermörder versucht Frank Stave sein Leben nach und nach zu ordnen. Doch bleibt ihm nicht lange Zeit zum Verschnaufen. Denn schon kurze Zeit später wird die Leiche eines Jungen auf einer Bombe gefunden. Lieutenant MacDonald, der schon beim früheren Fall helfen konnte, steht Stave dabei zur Seite. Alle Hinweise führen zu den Wolfskindern, jenen elternlosen Kindern in Hamburg, die auf den öffentlichen Plätzen Waren unbemerkt transportieren und Kohlen von Zügen klauen. So sieht sich Stave mit dem Milieu der Prostitution und Schieberei konfrontiert.

Gleichzeitig muss Frank Stave mit persönlichen Ereignissen klar kommen, denn sein Sohn ist aus dem Gefangenenlager zurückgekehrt. Beide sind im Streit auseinander gegangen und müssen nun wieder miteinander auskommen.

Auch dieses Buch verfasste Cay Rademacher im unbeeindruckten Stil des Realen. Das Leben in der Nachkriegszeit beschreibt der Autor dabei weder auf verharmlosende Weise noch brutal überspitzt. Man bekommt auch in Band zwei der Stave-Fälle einen guten Einblick in die damaligen Verhältnisse. Leider kam für mich der Teil mit seinem Sohn ein wenig zu kurz. Ich hoffe, dass dies in Band 3 nachgeholt wird.

Der Schieber - Cay Rademacher
Taschenbuch: 368 Seiten
Verlag: DuMont Buchverlag, Köln. 1. Auflage August 2013
ISBN: 978-3-8321-6254-2