Quelle: www.moviepilot.de |
Trailer und
Filmbeschreibungen ließen bereits erahnen, welchem Szenario sich der Zuschauer
aussetzen wird. Neben den Ausschweifungen, die der gemeine Zuschauer vielleicht
belächelt und humorvoll aufnehmen könnte, wird bereits dem Cineast klar, dass
der Film eine Kritik an der Gesellschaft darstellen soll.
Im Grunde
gliedert sich der Film auf den verschiedenen Ebenen in zwei Teile, die
gegensätzlicher nicht sein könnten. Arm – Reich, Moral – Geld, Himmel hoch
jauchzend – zu Tode betrübt, Feigheit – Zivilcourage. Es wird deutlich, dass
der Film von ständigen Spannungen lebt und gleichzeitig ein deutliches Gerüst
der Kritik aufbaut. Denn während die zehn Mitglieder des Riot Club aufgrund
ihres Wohlstands und ihres Ansehens glauben, dass sie alles und jeden mit Geld
kaufen können, hadern die „einfachen“ Menschen (zum Beispiel der Pub-Besitzer)
mit den Moralvorstellungen der Gesellschaft. Denn obwohl der Pub-Besitzer das
wahllose Verschleudern des Geldes des „Riot Club“ moralisch verabscheut, ist
ihm gleichzeitig leider bewusst, dass er vor allem dadurch seine Tochter durch
das Studium bringen kann. Doch auch inhaltlich ist der Film gespalten. Die
ersten knapp 50 Minuten zeigen das Umfeld der Oxford University, wie sich auch
hier die Studenten untereinander in Gruppen aufteilen, was der Riot Club ist
und was er auf der Uni bedeutet. Hier läuft einem das eine oder andere Mal ein
Lächeln übers Gesicht, da die Streiche der Studenten eher denen von Lausbuben
gleichen. Doch schon in den letzten knapp 60 Minuten wird klar, dass diese
Dining Society keinesfalls aus Lausbuben besteht. Allein das Zerschmettern von
Gläsern und der Ausspruch, dass der Club bereits in allen Pubs und Restaurants
in der Umgebung Hausverbot habe, bieten einen Vorgeschmack auf die kommenden
Ausschweifungen. Doch soll es nicht bei Bagatellen bleiben, die mit Geld wieder
gut zu machen sind. In eben diesem zweiten Teil geschehen folgenschwere
Ereignisse, die den Zuschauer zum eigenen Mitdenken und Beurteilen verleiten
sollen.
Glaubt man,
dass nur die Handlung vielschichtig und gegensätzlich ist, so ist man erstaunt
über die Darstellung der einzelnen Charaktere im Film. Denn die auserwählten
Studenten bilden keinesfalls eine Einheit. Ihre Gemeinsamkeit hört bereits bei
ihrem Wohlstand auf. Denn jeder ist in seinen Grundfesten anders, und hat
unterschiedliche Vorstellungen vom Leben. So bekommt auch diese Gruppe eine
Eigendynamik, die mit Eifersucht, Neid, Vorurteilen und Eitelkeit gespickt ist.
Wenn zu Beginn der Anschein erweckt wird, dass diese Studenten echte
Freundschaften untereinander pflegen, wird schon bei der Aufnahme der Neuen
(„Grashüpfer“) deutlich, dass dieser Club eher eine Zweckgemeinschaft ist; und
das ohne erkennbaren Zweck. Der Club dient lediglich der ausschweifenden
Dekadenz einiger weniger gelangweilter elitärer Auserwählter, denen jegliche
Moralvorstellungen unbekannt scheinen. Spätestens aber, nachdem der Pub-Besitzer sich
dem zügellosen Verhalten des Clubs erwehren möchte, wird das ganze Ausmaß der Ausschweifungen
deutlich, was einen halbtoten Pub-Besitzer und zehn geschockte Studenten
zurücklässt. Allein dadurch wird sowohl die Existenz des Clubs als auch das Ansehen
der Studenten gefährdet. Und es wird vollends klar, dass hier keinerlei
freundschaftliche Gefühle dahinterstecken. In einer Club-Sitzung wird
beschlossen, dass einer den Kopf für alle hinhalten soll, damit nicht alle der
Universität verwiesen werden.
Wenn dieses
Benehmen der sogenannten Elite, die sich als intelligent und weltgewandt sieht,
nicht schon schockiert, dann passiert das spätestens in den letzten fünf
Minuten des Films. Denn obwohl der Zuschauer bis zu diesem Zeitpunkt denkt,
dass wenigstens ein Student der gerechten Strafe zugeführt wird, belehrt die
Wende am Ende doch eines Besseren. Alle kommen mit einem blauen Auge davon,
müssen keine Konsequenzen fürchten und der Angeklagte wird sich aller
Voraussicht nach mit einem guten Anwalt und einer Berufsaussicht in der Politik
bald wieder frei bewegen können. So kann man immer wieder sehen: Geld regiert
die Welt.
The Riot Club
Produktionsland: UK, 2014
Länge: 107 Minuten
Altersfreigabe: FSK 12
Regie: Lone Scherfig
The Riot Club
Produktionsland: UK, 2014
Länge: 107 Minuten
Altersfreigabe: FSK 12
Regie: Lone Scherfig