Donnerstag, 16. Oktober 2014

The Riot Club

Quelle: www.moviepilot.de
Viele Ereignisse und Gegebenheiten auf der Welt werden heutzutage in Kinofilmen inszeniert. Vom Gang eines Triebtäters zu einem Bürger unter ständiger Beobachtung nach seiner Entlassung, von Erfolgsstories kleiner Bürger, die es zu etwas in der Welt bringen, von zwei Liebenden, die sich über die Jahre verloren haben und schließlich wieder finden. Doch kommt mit „The Riot Club“ endlich ein Film in die Kinos, der aufzeigt, welche Abgründe es in einer Elite-Gesellschaft wie in Oxford gibt.

Trailer und Filmbeschreibungen ließen bereits erahnen, welchem Szenario sich der Zuschauer aussetzen wird. Neben den Ausschweifungen, die der gemeine Zuschauer vielleicht belächelt und humorvoll aufnehmen könnte, wird bereits dem Cineast klar, dass der Film eine Kritik an der Gesellschaft darstellen soll.

Im Grunde gliedert sich der Film auf den verschiedenen Ebenen in zwei Teile, die gegensätzlicher nicht sein könnten. Arm – Reich, Moral – Geld, Himmel hoch jauchzend – zu Tode betrübt, Feigheit – Zivilcourage. Es wird deutlich, dass der Film von ständigen Spannungen lebt und gleichzeitig ein deutliches Gerüst der Kritik aufbaut. Denn während die zehn Mitglieder des Riot Club aufgrund ihres Wohlstands und ihres Ansehens glauben, dass sie alles und jeden mit Geld kaufen können, hadern die „einfachen“ Menschen (zum Beispiel der Pub-Besitzer) mit den Moralvorstellungen der Gesellschaft. Denn obwohl der Pub-Besitzer das wahllose Verschleudern des Geldes des „Riot Club“ moralisch verabscheut, ist ihm gleichzeitig leider bewusst, dass er vor allem dadurch seine Tochter durch das Studium bringen kann. Doch auch inhaltlich ist der Film gespalten. Die ersten knapp 50 Minuten zeigen das Umfeld der Oxford University, wie sich auch hier die Studenten untereinander in Gruppen aufteilen, was der Riot Club ist und was er auf der Uni bedeutet. Hier läuft einem das eine oder andere Mal ein Lächeln übers Gesicht, da die Streiche der Studenten eher denen von Lausbuben gleichen. Doch schon in den letzten knapp 60 Minuten wird klar, dass diese Dining Society keinesfalls aus Lausbuben besteht. Allein das Zerschmettern von Gläsern und der Ausspruch, dass der Club bereits in allen Pubs und Restaurants in der Umgebung Hausverbot habe, bieten einen Vorgeschmack auf die kommenden Ausschweifungen. Doch soll es nicht bei Bagatellen bleiben, die mit Geld wieder gut zu machen sind. In eben diesem zweiten Teil geschehen folgenschwere Ereignisse, die den Zuschauer zum eigenen Mitdenken und Beurteilen verleiten sollen.

Glaubt man, dass nur die Handlung vielschichtig und gegensätzlich ist, so ist man erstaunt über die Darstellung der einzelnen Charaktere im Film. Denn die auserwählten Studenten bilden keinesfalls eine Einheit. Ihre Gemeinsamkeit hört bereits bei ihrem Wohlstand auf. Denn jeder ist in seinen Grundfesten anders, und hat unterschiedliche Vorstellungen vom Leben. So bekommt auch diese Gruppe eine Eigendynamik, die mit Eifersucht, Neid, Vorurteilen und Eitelkeit gespickt ist. Wenn zu Beginn der Anschein erweckt wird, dass diese Studenten echte Freundschaften untereinander pflegen, wird schon bei der Aufnahme der Neuen („Grashüpfer“) deutlich, dass dieser Club eher eine Zweckgemeinschaft ist; und das ohne erkennbaren Zweck. Der Club dient lediglich der ausschweifenden Dekadenz einiger weniger gelangweilter elitärer Auserwählter, denen jegliche Moralvorstellungen unbekannt scheinen. Spätestens aber, nachdem der Pub-Besitzer sich dem zügellosen Verhalten des Clubs erwehren möchte, wird das ganze Ausmaß der Ausschweifungen deutlich, was einen halbtoten Pub-Besitzer und zehn geschockte Studenten zurücklässt. Allein dadurch wird sowohl die Existenz des Clubs als auch das Ansehen der Studenten gefährdet. Und es wird vollends klar, dass hier keinerlei freundschaftliche Gefühle dahinterstecken. In einer Club-Sitzung wird beschlossen, dass einer den Kopf für alle hinhalten soll, damit nicht alle der Universität verwiesen werden.

Wenn dieses Benehmen der sogenannten Elite, die sich als intelligent und weltgewandt sieht, nicht schon schockiert, dann passiert das spätestens in den letzten fünf Minuten des Films. Denn obwohl der Zuschauer bis zu diesem Zeitpunkt denkt, dass wenigstens ein Student der gerechten Strafe zugeführt wird, belehrt die Wende am Ende doch eines Besseren. Alle kommen mit einem blauen Auge davon, müssen keine Konsequenzen fürchten und der Angeklagte wird sich aller Voraussicht nach mit einem guten Anwalt und einer Berufsaussicht in der Politik bald wieder frei bewegen können. So kann man immer wieder sehen: Geld regiert die Welt.

The Riot Club
Produktionsland: UK, 2014
Länge: 107 Minuten
Altersfreigabe: FSK 12
Regie: Lone Scherfig