Montag, 2. Januar 2017

Das Walmesser

Die Faröer Inseln sind ein guter Ort, um vor der Welt zu fliehen. Das denkt sich auch Andrew John Callum, als er vor seiner Vergangenheit davonläuft und genau auf diesem Flecken Erde landet. Schon bald merkt er, dass die Menschen komplett anders ticken als auf dem Festland, was ihm nur recht sein kann. Sein Vorhaben, zurückgezogen ein neues Leben aufzubauen, scheitert kläglich, als er Karis Lisberg kennenlernt, die es ihm schon bald angetan hat.

Und damit nehmen die Dinge der Abwärtsspirale seinen Lauf. Denn kurze Zeit später wird Aaron Dam, Karis Ex und Johns Rivale, tot aufgefunden. Wo der Verdacht wohl hinfällt? Natürlich, John gerät ins Fadenkreuz der Ermittlungen und aufgrund seiner Vergangenheit ist er sich selbst nicht 100 Prozent sicher, ob er selbst Aaron ermordet hat. Nun heißt es also seine inneren Dämonen bekämpfen und die Situation selbst in die Hand nehmen. Ein Wettlauf mit den Polizisten beginnt.

Der Protagonist dieses Krimis, Andrew John Callum, wirkt einerseits sehr mysteriös, andererseits in manchen Teilen nicht glaubwürdig. Durch seine Vergangenheit, die immer wieder angesprochen, aber nicht konkret erwähnt wird, bleibt offen, ob John ein Schlägertyp ist. Der Leser bekommt das Gefühl, es mit einem Menschen zu tun zu haben, der für alles bereit ist und sich sein Leben lang durch brenzlige Situationen geboxt hat. Dennoch kann ich nicht umhin, ihm seine Masche des mysteriösen Fremden nicht abzukaufen. Gerade wenn er seine Gefühle analysiert wirkt er eher wie ein zurückhaltender Mensch, der seine Umgebung zwar genau wahrnimmt, aber nicht immer gleich auf 180 ist. Leider bekommt man generell nicht so viele Einblicke in den Protagonisten, obwohl alles aus seiner Perspektive geschildert wird.

Auch alle anderen Charaktere kommen mir immer wieder ein wenig zu kurz und sind teilweise stereotypisch dargestellt. Das Mädchen, dass es zu Retten gilt, erscheint als launische Naturgewalt. Dann gibt es da noch den typischen Raufbold, den Pfarrer (der mir ein wenig zu viel Wut im Bauch mit rumträgt), der gute Kumpel mit undurchsichtigen Absichten und eine Familie, die an das Gute im Menschen glaubt und John bei sich aufnimmt.

Die Handlung selbst fand ich in Ordnung. Ein Mann, der vor sich selbst flieht. Eine Frau, die ihn in Schwierigkeiten bringt. Ein Mord, den er wahrscheinlich gar nicht begannen hat. Gute Zutaten für einen spannenden Krimi. Und dann wird das alles noch in Szene gesetzt in der unwirtlichen Umgebung der Faröer Inseln, wo die Uhr irgendwie anders tickt. Mein Interesse war schon bei der Ansicht des Covers geweckt, das nur wenig den Blick auf den möglichen Handlungsort freigibt, aber dennoch genug, um zu wissen, dass es dort immer windig, kühl und regnerisch ist. Und ich wurde nicht enttäuscht, denn die Szenerie war wirklich nett dargestellt.

Das Walmesser - C.R. Neilson
Taschenbuch: 512 Seiten
Verlag: Wilhelm Heyne Verlag, München. Januar 2017
ISBN: 978-3-4534-1967-4