Samstag, 27. Juni 2015

Ein Mann namens Ove

Jeden Morgen geht Ove eine Kontrollrunde. Er inspiziert alles, was in seinem Wohnviertel so vor sich geht und notiert, wenn ein Straßenschild schief oder gar falsch hängt. Ove ist ein Nachbar, der gern seine Routine hat und vor allem gern allein gelassen werden möchte. Scheint der absolute Höllennachbar zu sein, oder nicht?
Was allerdings viele nicht wissen ist, dass seine Frau gestorben ist und er nicht mehr weiß, was er eigentlich noch auf dieser Welt soll. Er trifft also sämtliche Vorkehrungen für seinen Abgang, doch kommt es gar nicht dazu, denn als eine neue Familie nebenan einzieht, geht es bei ihm drunter und drüber. So ist ans Sterben nicht zu denken und für Ove beginnt ein neuer Abschnitt in seinem Leben.

Ich bin eigentlich gar nicht so ein Typ für solche Romane. Doch als eine Freundin mir dieses Buch gab und ich anfing, darin zu lesen, war ich begeistert. Fredrik Backman hat es geschafft, dass ich dieses Buch buchstäblich verschlungen habe. Denn um mal ehrlich zu sein, jeder kennt doch den grummeligen Nachbarn von nebenan und macht sich heimlich darüber lustig, dass er doch scheinbar keinen Spaß mehr im Leben hat. Wenn man dann noch hinter die Fassade des Nachbarn, in diesem Fall Ove, blicken kann, weiß man, dass es nicht nur Schwarz und Weiß gibt und jeder einen Grund hat, warum ein Mensch eben so ist wie er ist.
Außerdem habe ich schon ein paar Tränchen während des Lesens verdrückt, denn zu sehen, wie Ove eigentlich still und heimlich unter dem Verlust seiner geliebten Sonja leidet, wird so einfach dargestellt, dass man es nachvollziehen kann. Doch gab es nicht nur Tränen, auch Lächeln war angesagt, denn die Familie rund um Parvaneh hält Ove ziemlich auf Trap und obwohl er das gar nicht gut findet, kommt er nicht umhin, diese Menschen in sein Herz zu schließen und langsam doch einen Sinn in seinem Leben sehen zu können.

Man kann also sagen, eine rundum gelungene Geschichte. Ich bin gespannt auf mehr aus der Feder von Fredrik Backman.

Ein Mann namens Ove - Fredrik Backman
Hardcover: 368 Seiten
Verlag: FISCHER Krüger, Frankfurt am Main. 2012.
ISBN: 978-3-8105-0480-7

Samstag, 20. Juni 2015

Inglorious Basterds - Das Drehbuch

Ich möchte hier gar nicht zu sehr auf den Inhalt des Films eingehen, sondern eher auf die Entstehung  dieses Stücks und die damit Bedeutung für mich.
Quentin Tarantino gehörte seit jeher zu meinen Lieblingsregisseuren. Angefangen hat alles mit Kill Bill. Doch ließ Der gute Herr 2000 oder 2001 verlauten, dass er ein Drehbuch geschrieben hätte, dass sein Meisterstück sein könne. Thematisch in den Zweiten Weltkrieg gelegt war ich natürlich gleich Feuer und Flamme.

Doch leider kam weiterhin nichts. Ständige Änderungen am Drehbuch, am Genre und kein fester Start der Produktion ließen mich doch irgendwann bezweifeln, ob dieser Film wirklich das Licht der Welt erblicken würde. Stattdessen drehte Tarantino zwei weitere Filme, erst Kill Bill No.2 und Death Proof.
Als dann Tarantino nach Berlin kam, um sich die Filmstudio in Babelsberg anzuschauen, brodelte die Gerüchteküche. Auch ich war super gespannt. Noch bis jetzt kann ich mich an die Unterhaltung mit meinem Cousin erinnern, ob das geleakte Drehbuch nun echt ist oder nicht. Wir entschieden uns dafür, dass es echt sein musste.

Die Vorfreude wurde immer größer als der große Manitu, äh ich meine Tarantino, den Film bei den Festspielen in Cannes einreichte. Es wurde plötzlich alles so real. In Deutschland kam er dann, ich habe eben kurz nachgesehen, 2009 in die Kinos und somit 8 Jahre nach den ersten Aussagen zum Film.

Der Film ist der Oberknaller für mich gewesen. Nicht nur die Art, wie alles in Szene gesetzt worden ist, hat mich fasziniert. Auch das Casting war einfach genial. Christoph Waltz als Hans Landa war zum Gruseln. Man hatte immer wieder das Gefühl, er könnte mit seiner Rolle auch einen selbst dazu bringen, zu gestehen, man sei Jude. Doch auch Brad Pitt war super cool. Als Lieutenant Aldo Raine war er der perfekte Gegenspieler zu Landa, ohne dass sich die beiden im Film ständig gegenüber standen. Die für mich beste Szene war das Kino, in dem Shosanna die Regierungsmitglieder des Dritten Reichs während der Kinovorstellung einsperrt und verbrennt. Dicht gefolgt wird diese von Lieblingdsszene Nr. 2: die Schießerei in der französischen Taverne.

Die Veröffentlichung des Drehbuchs war dann natürlich das i-Tüpfelchen für mich. Deshalb landete es natürlich gleich in meinem Bücherregal. Ich hab es jetzt schon mehrmals gelesen und werde es bestimmt in der nächsten Zeit wieder zur Hand nehmen.

Inglorious Basterds - Das Drehbuch
Aus dem Englischen von Walter Ahlers
Taschenbuch: 256 Seiten
Verlag: Luchterhand Literaturverlag, München. August 2009.
ISBN: 978-3-630-62179-1

Mittwoch, 3. Juni 2015

Tintenwelt - Tintenblut

Der zweite Teil des Buches spielt sich in der Tintenwelt ab. Meggie, nun mit Vater UND Mutter vereint, kann nicht aufhören, sich die Geschichten über die Welt hinter den Buchseiten anzuhören. Sie packt eine Sehnsucht, die sie ihren Eltern nicht erklären kann. Mo ist natürlich dagegen, weil er schon seine Frau Resa fast durch diese Welt verloren hatte, und Resa hat genug schlimme Dinge dort erlebt, die sie ihrer Tochter ersparen möchte.
Doch Meggie wäre nicht Resas Tochter, wenn sie nicht einen Weg finden könnte, selbst in das Buch einzutauchen. Dass Staubfinger bereits von Orpheus (einem selbsternannten Schüler des Buchautors Fenoglio) hinübergelesen wurde und Farid ihm natürlich nachlaufen möchte, kommt Meggie da absolut gelegen.
Während Meggie und Farid in der Tintenwelt ihre eigenen Erfahrungen machen, versuchen Mo und Resa ihr hinterher zu jagen, um sie zu beschützen. Gemeinsam mit Basta und Mortola liest Orpheus die beiden hinüber und überlässt sie dort ihrem Schicksal mit den Gegnern.
Das Abenteuer in der Buchwelt verspricht turbulent zu werden. Erst wird Mo angeschossen, dann werden die beiden vom Natternkopf entführt und auf die Nachtburg gebracht. Meggie muss mit der Hilfe von Staubfinger und dem Schwarzen Prinzen versuchen, die beiden zu retten, bevor sie entgültig ohne Eltern da steht.

Diesen Teil habe ich fast noch mehr genossen, wenn man das überhaupt so sagen kann. Mein heimlicher Held Staubfinger wird ohne direkten Einfluss zur Hauptfigur erhoben. Denn diese Welt gehört ihm, er kennt sie in- und auswendig. Auch das Heranwachsen von Farid und Meggie zu beobachten, hat mich schier in freudiges Lächeln versetzt. Cornelia Funke schafft es in diesem Buch einmal mehr, den Leser auf eine Reise mitzunehmen. Es ist ein Jugendbuch mit auch teilweise ernsten Tönen, die keineswegs belehren wollen. Mir machte es Spaß, die Nachtburg in meinen Gedanken abzuschreiten. All die Gänge und Räume erschienen wie von selbst von meinem inneren Auge. Auch der Weglose Wald kam mir unheimlich vor.

Es passiert mir nur selten, dass ich den zweiten Teil besser finde, als den ersten. Aber bei diesem Werk kann ich nur sagen, dass Leser des ersten Buches bestimmt nicht enttäuscht sein werden.

Tintentod - Cornelia Funke
Taschenbuch, 736 Seiten
Verlag: Oetinger Taschenbuch, Hamburg.
ISBN: 978-3-8415-0013-7