Freitag, 18. März 2016

Tschick

Zwei pubertierende Jungs: einer stammt aus einem Berliner Vorort, der andere kommt aus Russland und nimmt es mit dem Gesetz nicht so genau. Dazu gebe man ein paar rebellische Gedanken und einen geklauten Lada und schon beginnt der Roadtrip des Lebens.

Maik und Tschick könnten unterschiedlicher nicht sein. Und doch finden sie sich gemeinsam mit ihrem Wagen auf Landstraßen wieder und versuchen sich nach Russland durchzuschlagen. Einzig ein Kasettentape und ein paar Gegenstände aus Maiks Haus haben sie im Gepäck. Dass das nicht gut gehen kann, ist ja wohl klar. So kurven sie erst wahllos auf der Autobahn herum, landen in einem Dorf nur unweit ihres Wohnortes entfernt, machen einen Ausflug zu einer Müllkippe und lernen ein heimatloses, verwahrlostes Mädchen kennen.

Das klingt alles auf den ersten Blick äußerst komisch und vielleicht gar nicht so einladend, aber es steckt sehr viel mehr in diesem Buch. Tschick gibt einen Einblick in das kurze Ausreißerleben zweier Heranwachsender, die eigentlich noch gar nicht so recht wissen, wo sie im Leben stehen. Es handelt von Freundschaft, der Leichtigkeit des Seins, Beliebtheit, der ersten Liebe, dem ersten Kuss und Homosexualität. Doch auch betrübliche Themen im Leben werden angesprochen: Armut, Alkoholismus, Vernachlässigung von Kindern und familiärer Betrug.

Ich war seit den ersten Seiten absolute begeistert von Tschick. Einer der Gründe ist das erste Kapitel. Der Leser steigt unvermittelt in die Handlung und fragt sich, in was für ein Schlamassel Maik eigentlich hineingeraten ist. Auch die Beschreibung des Erlebten mit der jugendlichen leichten, und teilweise übertriebenen Sprache eines Heranwachsenden hat Spaß gemacht, das Buch so schnell wie nur irgend möglich durchzulesen. Zwar wirkte es am Anfang ein wenig konstruiert, aber das ist schnell verflogen und der Leser versteht, dass Maik so redet und denkt. Am meisten hat mir aber die absolute Absurdität des Ganzen gefallen. Klar wollen die beiden abhauen, aber keiner hat darüber nachgedacht, wie das mit dem Tanken bewerkstelligen wollen.

Schade war, dass das Buch nur so wenig Seiten hatte. Ich habe mir so gewünscht, dass Tschick und Maik zusammen bleiben und die besten Freunde werden. Aber das ist natürlich wieder mal Wunschdenken von mir. Nicht jede Story hat ein Happy End und ich bin froh, dass es hier ein eher offenes gegeben hat. Soviel zu meiner negativen "Kritik".

Also: Hopp hopp, lest das Buch, wenn ihr auf Roadtrips steht. Einfach mal was Leichtes für zwischendurch und vielleicht findet sich der eine oder andere in der Story wieder.

Tschick - Wolfgang Herrndorf
Taschenbuch: 256 Seiten
Verlag: rororo rotfuchs, Reinbek. Oktober 2012
ISBN: 978-3-499-21651-0

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