Sonntag, 31. Januar 2016

Die Clifton Saga - Spiel der Zeit

Bristol der 1930er Jahre ist rau und unnachgiebig. Das muss Harry Clifton jeden Tag erkennen. Der Junge lebt mit seiner Mutter Maisie als Arbeiterkind in den Hafendocks der Stadt. Seinen Vater hat er nie kennengelernt, da dieser im Krieg gefallen sein soll. Für Harry ist klar, dass er, genauso wie sein Onkel Stan, später an den Docks arbeiten wird. Doch das Schicksal hält andere Pläne für ihn bereit.


Nach einigen Eskapaden und eingehenden Gesprächen mit einem vertrauten Freund gibt sich Harry einen Ruck und besucht die Schule, um Lesen und Schreiben zu lernen. Diese Entscheidung ist der Anstoß einer Reihe von Ereignissen, die Harry ein Stipendium an einer angesehen Eliteschule verschaffen. Dort lernt er nicht nur seinen besten Freund Giles Barrington kennen, sondern auch seine große Liebe Emma, die kleine Schwester von Giles.

Während für Harry alles positiv zu verlaufen scheint, brauen sich Probleme zusammen. Denn nicht überall wird der junge Mann, der schließlich aus einfachen Verhältnissen kommt, akzeptiert. Vor allem nicht von Giles' Vater. Doch was ist der Grund für seinen Widerstand?

Das Buch ist nicht durchgehend aus der Sicht von Harry geschrieben. Von Zeit zu Zeit schlüpft der Erzähler in die Rolle von Giles, Maisie oder anderen Charakteren. Das hat mir ganz besonders gefallen, da ich so alle Facetten der Handlung begreifen konnte. Diese Erzählweise bestärkte mich somit in dem Gefühl, ein allwissender Zuschauer zu sein. Außerdem kam ich so in den Genuss, alle Charaktere kennen, lieben bzw. hassen zu lernen. Vor allem Harry erschien als ein absolut sympatischer Kerl, der sich durch den harten Alltag von Bristol kämpft und nicht aufgibt. Auch Giles gefiel mir von Anfang an, da er nicht wieder verzogene Sohn einer reichen Familie wirkte.

Der Autor Jeffrey Archer hat pro Chrarakter die Zeit ein wenig überlappen lassen. Dies ist nicht ganz so gut gelungen, da ich an gleich mehreren Stellen die Handlung noch einmal erfahren musste. Dadurch ging an einigen Stellen die Dynamik verloren, was den Lesefluss störte. Glücklicherweise passierte dies nicht zu oft und ich kam schnell wieder in die Handlung hinein.

Sehr schön funktionierte die Bildsprache. Ich hatte immer wieder das Gefühl, am Ort des Geschehens zu sein. Ob in den Schlafsälen der Eliteschule, an den Hafendocks in Bristol oder auf dem Schiff am Ende des Buches. Archer hat es immer wieder geschafft, mich mit in Harrys Geschichte hineinzuziehen.

Ich habe schon sehr lange keine Familiensaga gelesen und habe mich ganz besonders auf diese gefreut. Und zwar aus einem einfachen Grund: es spielt in England. Ich könnte jedes Buch rund um England, egal in welchem Jahrhundert die Handlung spielt, verschlingen. Und ich muss sagen, es hat sich gelohnt. Ich kann das Buch also vor allem England-Interessierten empfehlen.

Spiel der Zeit - Jeffrey Archer
Taschenbuch: 560 Seiten
Verlag: Heyne Verlag, München. Juli 2015
ISBN: 978-3-453-47134-4

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