Mittwoch, 19. August 2015

Kellerkind

Eine Tote, ein verdächtiger 14-Jähriger und ein durchtriebener Vater. Hannes Brandl, Elli Schuster und Michael Waechter stehen vor einem Mordfall, der ihnen mehr graue Haare als erwartet beschweren wird. Dabei haben sie selbst auch privat alle Hände voll zu tun.


Alles beginnt damit, dass die Ermittler eine Tote namens Rose Benninghoff in ihrer Wohnung auffinden. Nach eingehender Durchsuchung finden Hannes, Elli und Michael im Keller einen blutbeschmierten, und wie sich später herausstellt verprügelten, Jungen namens Oliver Baptiste, der sich nicht an den Tag erinnern kann oder will. So tappen die drei Polizisten im Dunkeln und klammern sich an jeden noch so erdenklich kurzen Strohhalm, der zur Lösung des Mordes an einer Frau ohne Familie und offensichtlich ohne Vergangenheit beitragen kann.

Noch schwieriger wird die Lage, als der Vater des Jungen anfängt zu mauern und Hannes und Michael immer wieder auflaufen lässt. Gut, dass Elli abseits weiter ermittelt. So kommt sie auf die Spur eines alten Malers namens Otmar Paulssen und der angeblich einzigen Freundin Judith Herold, die gegenüber wohnt. Ein Spiel a la Katz' und Maus beginnt und Hannes, Elli und Michael gehen nicht nur die Zeit sondern auch langsam die Mordverdächtigen aus.

Bleibt nur, herauszufinden: Wie sollen sie nur herausfinden, wer der wahre Mörder von Rose Benninghoff ist? Und ist es der Junge Oliver Bapiste, der Blut verschmiert im Keller des Opfers hockt oder doch der Vater, der sich alles andere als kooperativ zeigt und dessen Alibi nach und nach zu bröckeln beginnt. Es gibt viele Fragen und noch mehr Puzzleteile, die die Mordkommission zusammen setzen muss.

Ich muss gestehen, es ist ewig her, dass ich einen deutschen Krimi gelesen habe, der dann zu allem Überfluss auch noch schlecht geschrieben war. Deshalb war ich erstmal skeptisch, was dieses Buch anging. Doch bereits nach den ersten 50 Seiten war ich absolut gefesselt. Die Story war so unspektakulär gut geschrieben, vor allem schwang durch die Handlungen abseits des eigentlichen Mordfalls so viel Realität. Das Buch erlaubt einen Blick hinter die Kulissen bei der Ermittlung und öffnet einen Spalt in die Seele von Hannes und Michael, aber auch den verängstigten Jungen Oliver. Das hat mir richtig gut gefallen, vor allem, weil es mich an Tatort erinnerte und ich diese Sendung für mein Leben gern sehe.

Einziger Minus-Punkt ist, dass man nicht sehr tief in die Seele von Oliver hineinschauen konnte. Ich hätte gerne gewusst, warum er mit seinem inneren Ich spricht und vor allem, warum er es ein Reptil nennt. Das war leider für meinen Geschmack zu wenig ausgereift. Doch muss man sagen, war der Charakter alles in Allem ziemlich gut dargestellt. So ähnlich stelle ich mir einen Trauma-Zeugen vor, der nicht mehr weiß, ob er selbst Täter oder doch Opfer gewesen sein könnte.

Kellerkind - Nicole Neubauer
Taschenbuch: 416 Seiten
Verlag: Blanvalet, München. Februar 2015.
ISBN: 978-3-442-38337-5

3 Kommentare:

  1. Hallo Anja,
    echt gelungene Rezension! Ich hab auch schon lange keinen Krimi mehr gelesen, obwohl es früher zu meinem favorisierten Genre gehört hat! Verrückt, wie sich der eigene Buchgeschmack ändert. Aber Dein Einblick den Du oben lieferst klingt sehr überzeugend. Vielleicht wird es in der Tat mal wieder Zeit für Abwechslung!

    LG & einen schönen Samstag
    Kati@ZeitzuLesen

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    1. Hallo liebe Katja,

      ich Dussel habe deinen Kommentar jetzt erst gesehen. (Ja, ich weiß, über ein halbes Jahr später ;)) Vielen Dank für deine Worte...mir macht es auch richtig Spaß, über Bücher zu schreiben. Hast du dich denn inzwischen zu einem Krimi durchringen können?

      LG, Anja

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  2. Hallo Anja,
    haha, das macht doch nix, no worries. Ich habe tatscählich erst wieder EINEN krimi gelesen - und zwar "Aus Eisiger Tiefe" - von einem Autorenduo, dessen Reihe ich sehr mag. Aber Kellerkind bleibt auf meiner TBR Liste, denn wen nmich die Krimisucht mal wieder überkommt, kann ich gleich auf Deinen Tipp zurück greifen ;-)
    Viele Grüße
    Katja

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